Schon wieder auf der Erlanger Hütte? „Wie langweilig – da war ich doch schon unzählige Male!“, denkt man sich vielleicht. Und trotzdem: Jahr für Jahr zieht es unsere „Querbeetler“, alte Bergvagabunden, wieder dorthin. Sie wollen es einfach wissen!

Am 11. August 2025 ging’s los: Vier Fahrzeuge, 13 Leute, Ziel Umhausen gegen Mittag. Um 13 Uhr startet das Taxi Richtung Leierstalalm – den 12 Kilometer langen Ziehweg sparen wir uns gern. Nur ein besonders Fleißiger sprintet direkt aus dem Ort los. Die Straße nach oben ist holprig, der Blick in die Tiefe schwindelerregend – doch unsere Fahrerin bleibt wie immer die Ruhe selbst und bringt uns so weit hinauf, wie es geht.

Jetzt wird’s ernst

Von dort beginnt der Ernst der Tour: Die Leierstalalm liegt auf 1.790 Metern, die Erlanger Hütte auf stolzen 2.550 Metern – ein Höhenunterschied von 765 Höhenmetern! Dazu rund 400 Kilometer Anfahrt in den Knochen – kein Zuckerschlecken! Aber jetzt heißt es: Rucksack schultern, die Luft wird dünner, die Beine schwerer – und trotzdem stapfen alle mit guter Laune los. Kleine Grüppchen bilden sich, jeder und jede im eigenen Tempo.

Heiß und steil

Aus drei Stunden werden vier: die Nachmittagssonne brennt gnadenlos ins Tal, jede Trinkpause ein kleines Fest, jedes Verschnaufen ein Stück neue Kraft. Ja, es zieht sich – vielleicht doch besser, das Ganze einmal in der Kühle des Morgens zu probieren?

Doch oben angekommen ist alle Anstrengung schnell vergessen. Anita und Christian, das Wirtspaar, begrüßen uns so herzlich, dass wir uns sofort willkommen fühlen. Alle Mühe verwandelt sich in Freude und wir verbringen ganz entspannt unseren ersten Hüttenabend miteinander.

Der Wildgrat: Anspruchsvoll aber lohnenswert

Am nächsten Morgen lockt bei frischen 8 °C der Wildgrat (2.971 m). Einige Unentschlossene pausieren auf halber Strecke und beobachten die Gipfelstürmer von sicherem Standort aus. Der Wildgrat ist ein beliebtes, aber anspruchsvolles Ziel.

Zuerst verläuft der Pfad oberhalb des Wettersees, dann über viel Geröll und schließlich steil hinauf. Schwindelfrei müssen alle sein. Aber das Panorama belohnt die Fleißigen: Die Aussicht auf das Ötztal ist wunderschön! Jubel! Wir haben es geschafft. Dankbare Worte, ein Eintrag ins Gipfelbuch – und das alles aus vollem, ehrlichen Herzen.

Der Abstieg hat’s dann in sich: lose Steine, Geröllhalden, Schritt für Schritt, hochkonzentriert und fokussiert, dankbar für jede gereichte stützende Hand. Einige kühlen sich anschließend ab im Wettersee – er ist tatsächlich nicht so kalt wie in den vergangenen Jahren, vielleicht 13 Grad, und ganz Motivierte gehen nach einer Pause und Jause weiter auf das Kreuzjoch. Schweißtreibend mit einigen Drahtseilpassagen, aber alles machbar.

Demokratie braucht Zeit

Am Abend wird lange diskutiert: Welcher Abstieg soll es sein? Demokratie braucht ihre Zeit. Schließlich teilen wir uns: zwei über die Leierstalalm, elf über die Gehsteigalm.

In der Erinnerung war dieser Weg auch schon mal einfacher. Ein Traumweg – aber die Höhenmeter! 1500 Meter bergab. Erst am Steilhang entlang mit superschönem Weitblick und Blick zurück zu Erlangens höchstgelegenem Haus: Einige verdrahtete Stellen und die zunehmende Hitze mit jedem Höhenmeter abwärts fordern.

Wie gut, dass die Gehsteigalm inoffiziell geöffnet ist! Kühles Brunnenwasser, ein Radler, ein Bier – Labsal pur!  Ausreichend Rast und dann geht’s weiter auf einem weichen Waldweg im Schatten. Häufige Trinkpausen, denn je weiter wir uns dem Tal nähern wird es zunehmend wärmer. Unten angekommen sind es 35 Grad…

Die Kameradschaft auf dieser Wanderung war großartig: gegenseitige Hilfestellung, Austausch von Snacks und immer wieder warten, bis alle beisammen sind.

Endlich im Tal – erschöpft, glücklich, stolz. Schwer? Ja. Machbar? Auf jeden Fall! Und bis zum nächsten Mal sind es nur noch 362 Tage. Ob uns der Berg wieder ruft? Ganz bestimmt!

Text: Ursula Lebender
Fotos: D. Laas, K. Kürzdörfer, K. Mistelberger, K. Morens, P. Krause, U. Büttner, U. Lebender, W. Büttner