Wie schon im BIKE-Magazin steht: „Wenn man nur vier Tage Zeit für eine Alpenüberquerung hat, dann sollte die Route ein Konzentrat aus Landschaft, Panorama und Singletrails sein.“ Diese Tour von der Silvretta über das Engadin bis ins Val Müstair bietet die perfekte Mischung aus allem.
Freitag Anreise und Montagabend ist man schon wieder zu Hause. Dann aber reicher an Erlebnissen und Eindrücken. Jede Etappe bietet hochalpine Landschaften, Schiebepassagen, urige Übernachtungen und legendäre Trails. Und darauf kommt es an. Wie meinte schon Saint-Exupéry: „Deine Seele nährt sich vom Sinn der Dinge, nicht von den Dingen selbst.“ Was soll der Sinn eines Mountainbikens anderes sein, als geile, der Bestimmung entsprechende Touren zu fahren!
Gesagt, getan
Da wir bestes Wetter erwarten konnten, haben wir uns für die große Runde über den Schweizer Nationalpark und Livigno entschieden. Als kleinere Variante kann man auch über die Uina-Schlucht fahren.
Wir, das waren Johanna, Bastian und ich, sind in Ischgl mit der Seilbahn auf das Idjoch hoch. Hier hieß es schnell weiter auf dem Kamm in Richtung Heidelberger Hütte. Die Vermarktung der Alpen hat in Ischgl schon einen negativen Höhepunkt erreicht. Wir ließen den Trubel aber schnell hinter uns und fuhren den Grat-Trail im ständigen Auf und Ab entlang. Nach einer mörderischen Schiebepassage vom Zeblasjoch ging es dann zur Heidelberger Hütte bergab weiter.
Am nächsten Morgen ging es hoch zum Fimberpass: tragen und schieben. Danach folgte eine der schönsten Abfahrten der Alpen durch das Val Sinestra ins Unterengadin nach Sent. Und danach eine wunderschöne Passage durch den Wald nach Scuol. Johanna legte hier eine akrobatische Meisterleistung hin: ein Sprung über den Lenker mit weicher Landung.
Pünktlich… wie die Schweizer halt
Nach einem leckeren Cappuccino in Scoul vertraute ich mich dem Schweizer Postbus nach S-charl an. Pünktlich und verlässlich wie immer. Ein bisschen taten mir die anderen schon leid. Ich kenne die vielen Serpentinen, die sich die Straße dort hinaufwindet. S-charl liegt sehr gemütlich am Rande des Schweizer Nationalparks und bietet urige Unterkünfte.
Am nächsten Tag wartete die härteste Tour. Diese längste Etappe führte von S-charl nach Livigno. Pass da Constainas, Ofenpass (unbedingt Wasser auffüllen!), Passo Gallo und Passo Trela waren zu überwinden. Diese waren zum Teil auch fahrbar. Die Belohnung wartete jedoch immer auf der anderen Seite: Wunderbare Trails führten hinab zum nächsten Anstieg. Mir persönlich gefiel der Passo Gallo am besten. Eine wunderschöne Serpentinenabfahrt durch einen Lärchenwald bis zum See hinunter.
Eine rauschende Abfahrt
Am Montag fuhren wir dann das Valle Alpisella hoch. Und siehe da, ganz unverhofft, zweigte oben am Pass ein Turbotrail links zum See ab. Was für eine rauschende Abfahrt!
Von dort weiter über das Val Mora zum Döss Radond. Hier gab es noch ein Highlight zum Finale: Ein uriger Wurzeltrail führte nach Sta. Maria hinunter. Den Abzweig vom Hauptweg konnte man schnell verpassen. Nach dem Fahrtechniktraining der letzten drei Tage war diese wirklich manchmal knifflige Strecke aber gut zu meistern. Wir fuhren dann noch bis Taufers weiter, weil dort unser Shuttle nach Ischgl auf uns wartete. Alles in allem eine wirklich wunderbare Tour. Bestens vorbereitet, wie immer. Nur zu empfehlen.
Text und Fotos: Ralph Bedrich