Auf Skiern quer durch Alpen ist eine der Königsdisziplinen und eine der beeindruckendsten Möglichkeiten in den Alpen unterwegs zu sein. Dabei ist die Tour de Soleil eine Durchquerung mit sechs Etappen im Grenzgebiet zwischen Schweiz und Italien, die es in sich hat, viel abverlangt und pro Tag oft mehr als 1500 Höhenmeter sowie 15 Kilometer umfasst. Diese Durchquerung wurde in Kooperation der Skitourengruppe des DAV Erlangen mit dem DAV Nürnberg geplant und mit sechs Personen durchgeführt – und war für alle ein beeindruckendes Erlebnis von Natur und Einsamkeit.

Name ist Programm: Sonne pur auf der Tour de Soleil
Die Tour de Soleil machte ihrem Namen ganze Ehre und so hatten wir (Alex, David, David, Flo, Matthias und Markus) beste Bedingungen bei strahlendem Sonnenschein – eben immer der Sonne entgegen. Pünktlich zum Beginn der Faschingsferien starteten wir unser Abenteuer von Nürnberg aus nach Hospental, wo wir nochmals nächtigten, unser Material checkten und die Tour besprachen.
Tag 1: 1460 Hm, 12,1 km
Wir verließen die Zivilisation für die nächsten Tag und machten uns auf den Weg zum ersten Tagesziel, der urigen Rotondohütte über das Rottällihorn (2914 m). Über den Rottälligrat überschritten wir bei noch leichtem Schneefall das Rottällihorn und konnten bereits die erste Abfahrt in schönem Pulver zur Hütte machen. Am Gipfel setzte sich die Sonne gegen die Wolken durch und am Nachmittag herrschte bereits wie die folgenden Tage strahlender Sonnenschein.
Tag 2: 1866 Hm, 17,8 km
Eine lange Etappe wartete auf uns. Von der Rotondohütte machten wir uns auf zur Überschreitung des Witenwasserenstocks (3082 m), eines anspruchsvollen und ausgesetzten Grats zum Gipfel mit Kletterstellen im festen Granit im 3. Schwierigkeitsgrad. Ausgestattet mit Abseilringen seilten wir unterhalb des Gipfels in einer Lücke ab und hatten eine lange Abfahrt im schönsten Pulver, bevor wir wieder in einer wahren Spitzkehrenorgie aufsteigen mussten zur Sidelenlücke. Von dieser erfolgte die Abfahrt zum Nufenenpass, um von dort zum 2. Etappenziel, der Tessiner Capanna Corno Gries aufzusteigen, die die Gestalt eines Raumschiffs hat.
Tag 3: 1639 Hm, 19,5 km
Von der Hütte stiegen wir auf zum Comopass und gelangten über den langen, flachen Griesgletscher zum Fuße des Blinnenhorns (3374 m), dessen Gipfel wir über den 35 Grad steilen Gipfelhang zum Schluss über gute Fußstapfen erreichten. Von hier hatten wir fantastische Blicke auf die prominenten Schneeriesen wie Fintseraarhorn, Weisshorn, Strahlhorn und viele mehr.
Vom Gipfel erfolgte die relativ kurze Abfahrt, wieder in feinstem Pulver, nach Italien, zum einfachen, aber sehr gut bewirteten Rifugio Claudio e Bruno.
Tag 4: 1352 Hm, 20,7 km
Am nächsten Tag fuhren wir von der Hütte ab zum Lago del Sabbione und machten uns an den Aufstieg zum Ofenhorn (3236 m), zu dessen Gipfel man komplett mit Ski aufsteigen konnte. Ein ortsansässiger Bergführer erklärte uns, dass man dort bei guter Sicht 900 Gipfel bestaunen kann – es war ein überwältigender Anblick.
Wieder folgte eine Abfahrt in schönstem Pulver zum Lago di Vannino, den wir bei mittlerweile ansteigender Hitze überqueren mussten. Es folgten zwei weitere Pässe und dazwischen immer wieder schöne, zugefrorene Seenlandschaften: Passo Busin, Lago Busin Inferiore, Lago Busin Superiore, Bocchetta della Valle.
Nach einem langen und kräfteraubenden Marsch gelangten wir spätnachmittags zur Alpe della Valle, dem Lago Di Devero und endlich zu unserer zweiten italienischen Hütte, dem Rifugio Castiglioni, wo wir die einzigen Gäste waren.
Tag 5: 2016 Hm, 10,9 km
Am vorletzten Tag stand dann „nur“ der Aufstieg zum Schwarzhorn und die Abfahrt nach Fäld (Binntal) auf dem Programm. Leider erwies sich der letzte Couloir als vereister 45-Grad-Steilhang und in der Lücke oben herrschten tiefe Temperaturen und eisiger, starker Wind.
Einer der Teilnehmer rutschte ab und verlor dabei einen Ski. Nach Beratschlagung im Team beschlossen wir, einen Heli zu rufen, da uns die lange Abfahrt in teilweise tiefem Schnee nach Fiesch für ihn unmöglich erschien, zumal die anstrengenden Tage zuvor ihren Tribut forderten. Nach erfolgreicher Helirettung machten wir anderen uns an die Abfahrt in gigantischen Pulverhängen, die das Skitourenherz höher hüpfen lassen.
Im Binntal angekommen fuhr uns ein Taxi zum Bahnhof nach Fiesch, von aus wir mit der Schweizerbahn zurück nach Realp gelangten.
Am frühen Abend stiegen wir schließlich noch über 600 Hm zum Hotel Tiefenbach am Furkapass auf.
Tag 6: 1314 Hm, 15,9 km
Am letzten Tag startete von Tiefenbach der verbleibende Rest der Truppe in Richtung Galenstock. Der Weg führte uns aufsteigend über den Tiefengletscher in Richtung Obere Bielenlücke und schließlich zum Nordgrat des Galenstock. Auf etwa 3400 m Höhe, beim Skidepot, montierten wir uns die Ski an den Rucksack und stiegen zuerst über eine Steile Firnflanke zum Grat auf, anschließend über Fels und Eis (I-II) immer dem Grat folgend an einigen Sicherungsstangen entlang direkt auf den Gipfel.
Gut, dass wir die Ski dabei hatten, denn bereits am Gipfelkreuz hätten wir sie wieder anschnallen können – doch wir stiegen den steilen Firnhang auf der gegenüberliegenden Seite etwas ab, um dann fast durchgehend über den Rhonegletscher und einen Geltscherssee vorbei am ehemaligen Hotel Belvédère über die westliche Furkapassstraße hinunter nach Oberwald zu fahren. Von dort nahmen wir den Zug, um unter dem Furkapass hindurch zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen, wo unser Auto stand und wir nach diesen ereignisvollen Tagen wieder nach Hause fuhren.
Ein unvergessliches Abenteuer
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die „Skitour de Soleil“ ein unvergessliches Abenteuer ist, das sowohl körperliche Fitness, alpines Können als auch die Schönheit und vor allem die Einsamkeit in der Natur in den Vordergrund stellt. Viele Strecken mussten wir selbst spuren, Skitourengeher auf der gleichen Strecke trafen wir sehr wenige –nichts also im Vergleich zur eher überlaufenen und bekannteren Haute Route.
Die Eindrücke dieser Skidurchquerung werden lange bestehen bleiben.
Text: Alessandra Perwitzschky, David Münch, David Dremel
Fotos: A. Perwitzschky, D. Münch