Reiner Ehlers und die Querbeetgruppe stachen auf den Spuren der Vergangenheit in (den) See.

Als die Römer Germanien eroberten, gab es keine Straßen. Truppen, Waren, Nachrichten – all das konnte nur auf einem Weg in die wilden Gebiete des Nordens transportiert werden. Die Uni Erlangen hat, mit Unterstützung der Stadt Erlangen, ein römisches Patrouillen- und Geleitzugboot in Originalgröße nachgebaut, um damit Frankens Wasserstraßen unsicher und die  Vergangenheit greifbarer zu machen. Als Vorlage dienten die 1968 im oberbayerischen Oberstimm gefundenen Überreste römischer Flussboote aus der Zeit 100 n. Chr., die damals als Patrouillen- und Geleitzugboote in den mittelfränkischen Gewässern und entlang der Donau zur Grenzkontrolle und Vorfeldverteidigung fuhren.

Als wir die Info von der FAU erhielten, dass man das von ihr nachgebaute Römerboot auch chartern kann, haben wir gleich einen Termin festgemacht und 16 Querbeetler wollten – sportlich wie wir sind – spontan in die Römerzeit reisen. Just an dem geplanten Tag war von allen Wetterberichten absolut schlechtes Wetter vorhergesagt: Dauerregen, heftige Gewitter und das alles noch als ein schleifendes Tief. Was tun? Absagen? Verschieben? Absagen: nein! Und Verschieben war schwierig, da fünf Beteiligte von außerhalb zu koordinieren waren.

Und außerdem: Bei den Römern war das Wetter sicher auch nicht bei jeder Ausfahrt optimal.

Mit Hoffnung auf eine Gewitterpause (Regen hätten wir notgedrungen akzeptiert) vereinbarten wir mit Boris Dreyer, Prof. Dr. für Alte Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg, ein Treffen um 10 Uhr, um dann vor Ort zu entscheiden und notfalls abzuwarten. Aber die Entscheidung anzutreten war goldrichtig. Querbeet war mal wieder im Wetterglück – auf dem Regenradar (das  hatten die Römer definitiv noch nicht) zeichnete sich am Morgen ein zweistündiges Wolkenloch ab, sogar mit zeitweisem Sonnenschein, welches ab 10 Uhr über die weiten Flächen des  Dechsendorfer Weihers ziehen sollte. Deshalb vereinbarten wir, nach kurzer Einweisung ohne viel weitere Theorie direkt aufs Boot zu gehen. Statt 45 Minuten wie geplant, waren wir so fast zwei Stunden auf dem Wasser unterwegs mit weiteren Einweisungen, Infos und sehr viel Spaß. Auch wenn das synchrone Paddeln am Anfang noch etwas holprig war, erlernten wir bald diverse Manöver wie z. B. die Panzerwende. Zwischendurch war auch mal Tempo angesagt. Gabriele, als Filmreporterin mit an Bord, übernahm zur Halbzeit das Kommando und trieb uns zu taktvollem Rudern und diversen Wenden und sonstigen Manövern an (sie hatte schon mal die Chance auf dem Boot mitzufahren). Sie machte ihre Sache hervorragend. Zum Anlanden übernahm Boris jedoch aus Sicherheitsgründen wieder das Kommando.

Ob unsere Erfahrungen für einen ernsten Einsatz gereicht hätten, müssen wir natürlich anzweifeln. Zum Abschluss kehrten wir zusammen in der Campinggaststätte ein und konnten unsere müden, ausgebrannten Glieder bei flüssigen und festen Nahrungsstoffen erholen.

Kaum saßen wir unter schützenden Schirmen, da übernahm der Regen wieder das Regiment. Besser hätten es wir und die Römer nicht planen können! Es war eine tolle Erfahrung mit so viel geschichtlichem Hintergrund, der sportlichen Herausforderung und einer hochmotivierten Mannschaft und ein Querbeethöhepunkt, der vielleicht einmal wiederholt werden kann. Von Regen lassen wir uns schon mal nicht abhalten!

Text: Reiner Ehlers, Fotos: L. Hindelang