Bereits im November 2020 wurde aus einer Idee ein Projekt geboren, das wir (die Höhlengruppe) im Laufe des Jahres 2021 schließlich realisieren durften. Ich (Stefan Uhl) bekam einen Anruf von Dr. Christian Zilch, einem Immunologen und Erlanger DAV-Mitglied, der sich berufsbedingt mit Viren beschäftigt. Er wollte wissen, ob denn in Deutschland oder speziell in Bayern an den hiesigen Fledermäusen untersucht wurde/wird, ob sie Corona oder andere Viren in sich tragen. Nach meinem Stand der Kenntnisse war das nicht der Fall, weshalb ich Christian natürlich dabei unterstützen wollte, ein Forschungsprojekt zu dieser spannenden Frage auf die Beine zu stellen.

Das weite Netzwerk der Höhlenforscher

Wir Höhlenforscher sind weit vernetzt und so konnte ich über die Leiterin vom Institut Noctalis (Welt der Fledermäuse) aus Bad Segeberg und wiederum Bekannte von ihr ein Netz aus Kontaktpersonen herstellen, die uns bei der Umsetzung dieser Idee in die Praxis unterstützten. Auch das RKI in Berlin wurde über Christian mit einbezogen.

Im Winter 2020/2021 nahmen wir Christian zu den von unserer Höhlengruppe jeden Winter durchgeführten Fledermauskontrollen in den fränkischen Höhlen mit. Hier bekam er einen Eindruck davon, wie eine Fledermauszählung abläuft. Um die Fledermäuse im Winterschlaf für unsere Untersuchungen nicht stören zu müssen, versuchten wir über unseren Kontakt zu einer regionalen unteren Naturschutzbehörde und der dortigen Fledermausgruppe einen anderen Weg.

Netzfänge für Untersuchungen

Diese Fledermausgruppe führt den Sommer über ohnehin Netzfänge durch, inbegriffen einer Untersuchung der Fledermäuse bezüglich einiger Bakterien und Viren. In Zusammenarbeit mit uns konnte das Projekt um diese neue Metagenomanalyse erweitert werden. Im Sommer 2021 fanden schließlich Netzfänge mit der geplanten Untersuchung der Fledermäuse statt. Jutta (Uhl) war bei einer der Zählungen Protokollführerin und Niklas (Uhl) durfte die Fledermäuse nach ihrer Bestimmung von seiner Hand starten lassen.

Für die Analyse werden übrigens Tupfer verwendet, die ähnlich den Sammelstäbchen sind, die wir inzwischen alle nur zu gut von den Corona-Selbsttests für Menschen kennen.

Danke an Christian, der das Material zur Probenentnahme für die Fledermausuntersuchungen bereitgestellt hat. Die gesammelten Proben wurden in einem Labor-Kühlschrank (von Siemens gesponsort) bei -70 Grad gelagert und gesammelt nach Berlin zum RKI transportiert. Nun harren wir gespannt der Ergebnisse der Laboruntersuchung und werden berichten, sobald sie da sind!

Übrigens: Fledermäuse können gut mit Viren

Fledermäuse sind mit ihrem besonderen Immunsystem sehr gut gegen Krankheitserreger gewappnet. Beim Menschen ist das Immunsystem im Normalzustand heruntergefahren. Trifft ein Krankheitserreger auf den Menschen, reagiert der Mensch und der Körper fährt das Immunsystem hoch. Diese Steuerung ist sehr filigran und funktioniert manchmal nicht richtig. In manchen Fällen reagiert das Immunsystem zu gut und reagiert über – der Mensch bekommt Fieber. In anderen Fällen reagiert das Immunsystem nicht ausreichend und der Mensch wird krank. Bei Fledermäusen jedoch läuft das Immunsystem immer auf 100 %, im wachen Zustand wie im Winterschlaf. Trifft ein Krankheitserreger auf eine Fledermaus, muss das Immunsystem daher nicht erst hochgefahren werden, sondern reagiert direkt und wehrt den Erreger ab. Auf diese Weise kommen Fledermäuse seit Jahrmillionen mit verschiedensten Viren und Bakterien gut zurecht und werden nicht krank.

Text und Fotos: Stefan Uhl / DAV Erlangen; Beitragsbild (Fledermaus): Pixabay