Echte Bergsteiger haben keine Angst – weder vor „schwindelnden Höhen“, noch vor vollen Autobahnen und ebenso nicht vor (trotz Corona) vollen Hütten – und auch nicht vor einem Freitag, den 13. Also fuhren Norbert, Corinne, Jürgen und ich (Dieter) am 13. August 2021 nach Boden im Gschlaber Tal, mitten in den Lechtaler Alpen. Dort stiegen wir mit schweren Rucksäcken (denn wir hatten auch Kletterzeug dabei und wegen Corona musste jeder einen richtigen Schlafsack mitbringen) auf zur Hanauer Hütte, die wunderschön und lawinensicher in 1922 m Höhe über dem Angerletal thront.

Über das Galseitenjoch zur Reichspitze

Für mehr als einen kleinen Spaziergang im Umkreis der Hütte reichte an diesem Tag die Zeit nicht mehr, aber am folgenden Tag brachen wir frohgemut zu unserer Tour zur Reichspitze (2590 m) auf. Zunächst ging es vorwiegend durch grüne Matten und über etliche Wildbäche hinauf zum Galseitenjoch (2421 m). Für Jürgen wurde der wunderbare Ausblick auf die Steinriesen ringsum getrübt durch die Erkenntnis, dass sich an einem seiner Bergschuhe die Sohle gelöst hatte. So musste er vorsichtig den Rückweg antreten, während der Rest der Gruppe weiter in Richtung Gipfel kraxelte. Die letzten sehr steilen, drahtseilversicherten Höhenmeter überließ Corinne dann allerdings Norbert und mir. Dafür bezwang sie zusammen mit Norbert später am Nachmittag noch den Klettersteig, der direkt unterhalb der Hütte zu weiteren kontrollierten Abenteuern einlädt.

Sonne für die Runde um die Dremelspitze

Auch der nächste Tag begrüßte uns mit Sonnenschein. Die Umrundung der Dremelspitze, für die wir uns entschieden hatten, bescherte uns wieder einige steile Höhenmeter – hinauf zur östlichen Dremelscharte (2470 m), dann hinunter zum kristallklaren Steinsee (2222 m), dessen Einladung zum Bade nicht wenige Wanderer folgten, und wieder hinauf zur westlichen Dremelscharte (2434 m). Auf dem Rückweg über schier endlose Block- und Geröllhänge erreichten uns die ersten Regentropfen, aber noch verzogen sich die dunkelsten Wolken, sodass Norbert und ich später auch noch in den Genuss des Hanauer Klettersteigs kamen.

Beim Abendessen mussten die Gäste auf der Terrasse dann aber vor den plötzlichen Regengüssen ins Haus flüchten – und auch beim Abstieg am folgenden Tag blieben wir nicht ganz trocken. Dafür verlief die Heimfahrt ohne größere Staus und damit kam ein alles in allem wunderschönes langes Bergwochenende zu einem guten Ende.

Text: Dieter Petzold/DAV Erlangen; Fotos: N. Hellpoldt