Das Alfelder Windloch ist eine Höhle in der Fränkischen Alb mit einer sehr guten Anbindung an die A9. Der Einstieg befindet sich nur wenige hundert Meter von einer Parkmöglichkeit entfernt. Wegen der Fledermäuse ist der Höhleneingang zwischen Oktober und März verschlossen. Ab April ist der 40 x 80 cm große Höhleneingang, der sich etwa zwei Meiter unter der Oberfläche befindet, frei zugänglich.

Die Höhle selbst weist wenig unversehrte Versinterungen auf. Eine Begehung mit einem erfahrenen und ausgebildeten Führer ist daher zwingend notwendig.

DAV-Höhlengruppe führt Münchner Höhlen-Begeisterte

Geführt und begleitet wurde unsere Gruppe mit sieben Erwachsenen und fünf Kindern zwischen fünf und acht Jahren von der ausgebildeten Höhlenforscher-Familie Stefan, Jutta und Niklas (10 Jahre). Mit ihnen durften wir vier Stunden Höhlenabenteuer voll Adrenalin und Wow-Momenten erleben.

Wie auch am Berg steht die Sicherheit aller Teilnehmer*innen an erster Stelle. Ausgestattet mit Helm, spezieller Stirnlampe und warmem Overall führte uns Stefan fachkundig in eine Welt der Dunkelheit, in der konstant eine Temperatur von acht Grad herrscht. Auf angepasste Kleidung unter dem Overall muss unbedingt geachtet werden, zudem sollte die neueste Kollektion an Outdoorkleidung besser im Kleiderschrank bleiben, kann es doch jederzeit beim Durchqueren von Spalten zu Abnutzungserscheinungen kommen.

Alfelder Windloch Höhlengruppe DAV Erlangen Uhl

Seifenblase, das ist ein eher kugelförmiger Raum mit schönem Sinter. Foto: Stefan Uhl

Erste Bergerfahrungen, Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit sind Voraussetzung für eine verantwortungsvolle Begehung. Bei Platzangst ist von einer Tour durch die Höhle eindringlich abzuraten.

Der Eingang

Der verengte Zugang führte bei einigen Teilnehmer*innen zu Bedenken, ob denn wirklich alle durchpassen würden. Einer nach dem anderen hat es aber letztlich geschafft, dieses erste Hindernis zu überwinden. Dies war ein kleiner Vorgeschmack auf die kommenden Herausforderungen.

Die anfangs ungewohnte Dunkelheit wurde nach kurzer Zeit für uns zur Normalität, die absolute Stille zum angenehmen Begleiter. Unsere Stirnlampen schenkten uns nicht nur Licht, sondern waren unser wichtigstes „Accesoire“.

Die erste Halle

Noch etwas wacklig und voller Respekt vor dieser ungewohnten Lebenswelt betraten wir den ersten großen und steil abfallenden Raum. Nachdem sich alle Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bestaunten wir die größte Halle des labyrinthartigen Tunnelsystems. Zunächst nur langsam und vorsichtig, wurden auch die Kinder mit jedem Meter selbstbewusster und trauten sich zunehmend zu, die unentdeckten Winkel zu erkunden.

Der Halsabschneider

Die erste große Herausforderung für die Erwachsenen war der sogenannte Halsabschneider. Ein waagrechtes Felsstück, das auf Halshöhe nur spaltbreit Platz zum weiteren Vorankommen ließ, während die Kinder bequem darunter passieren konnten. Zum Überwinden größerer Höhenunterschiede waren die Kinder immer wieder auf Hilfe der Erwachsenen angewiesen.  Auf Grund der Gruppengröße lief das aber problemlos ab.

Kriechen ist angesagt

Bäuchlings fortbewegend nahmen wir die nächste Engstelle in Angriff und gelangten in die zweite Halle, die sogenannte “Elefantenfußhalle”, in deren abgesenkter Decke Formen wie Elefantenfüße zu erkennen waren. In einem abgelegenen Teil der Halle zeigte Höhlenforscher-Sohn Niklas den Kindern beeindruckende Stalagmiten und Stalaktiten und erzählte ihnen viele interessante Dinge über die Höhle. Die staunenden Kinder lauschten neugierig und aufmerksam seinen Ausführungen und wir Erwachsenen konnten erstmal durchschnaufen, um die bis jetzt gesammelten Eindrücke sacken zu lassen. Bis Stefan zum Aufbruch mahnte.

„So jetzt geht es weiter, wir müssen schließlich insgesamt über 50 Höhenmeter tief.“

Am anderen Ende des Raumes sollte es weitergehen. Die Öffnung auf Fußhöhe entdeckten wir aber erst, als wir schon fast direkt davorstanden. Natürlich mussten wir wieder bäuchlings ans Werk gehen – und das auch noch ein ganzes Stück. Es war diesmal sogar so schmal, dass man mit dem Helm stecken blieb, wenn man den Kopf nicht etwas quer legte.

Nach einer kurvigen Schlufstelle kam glücklicherweise schon wieder die nächste Halle, die kuppelförmige Zwiebelhalle. Diese unterschied sich komplett von der Elefantenfußhalle, denn sie war um einiges höher und glatter. Auch war der Untergrund nicht felsig bzw. steinig, sondern rutschig lehmig. Die Kinder fanden ihren Spaß beim Herumschlittern und Formen von Figuren.

Weiter mit Strickleiter

Einige Exponate deuteten auch auf vorherige Kindergruppen hin. Hier machten wir noch einmal eine kleine Pause, da Jutta und Stefan die mitgebrachte Strickleiter für die nächste Herausforderung befestigten. Ein horizontaler, äußerst schmaler Schlitz auf Hüfthöhe entpuppte sich als Eingang des sogenannten Briefkastens. Dort geht es richtig steil bergab und man sieht das Ende nicht. Mit einer großen Portion Mut ließen wir uns in die unbekannte unbeleuchtete Tiefe bäuchlings hinabgleiten und erreichten nach ein paar Metern den sicheren Boden in der letzten Halle, die auch der Wendepunkt dieser Tour war.

Eine glitzernde Welt

Mit der Kamera kaum einfangbar waren hier im Stirnlicht hunderte, glitzernde Wassertropfen, die von der Decke herabhingen. Nachdem dann kurz alle Stirnlampen ausgeschalten wurden, konnten wir alle die besondere Atmosphäre in der Tiefe der Höhle genießen. Außer den fallenden Wassertropfen war absolut nichts zu hören, bis es (nicht nur) den Kindern zu unheimlich wurde.

Wieder bei Licht erfreuten sich die Kinder auch an den verschiedenen beeindruckenden Felsformationen – und an drei Packungen Gummibärchen, die Stefan plötzlich hervorzauberte. Um das empfindliche Ökosystem der Höhle so wenig wie möglich zu belasten, sollte der Verzehr von bröseligen Speisen absolut vermieden werden.

Absatz kehrt

Wer von einem Rundweg ausging, wurde hier eines Besseren belehrt. Denn nun hieß es, auf dem gleichen Weg zurück den Ausgang zu finden. In welcher Richtung der wohl lag?

Ohne die vorher angebrachte Strickleiter wären wir an dem langen, steilen und sehr glatten Briefkasten vermutlich kläglich gescheitert.

Die Kinder wurden als Erste hinauf bugsiert – kurz befreit von den elterlichen Aufpassern fanden sie schnell zurück in der Zwiebelhalle, der wunderbaren Matschrutsche – was den Verschmutzungsgrad der Overalls noch einmal erhöhte. Zum Glück übernahmen die anschließende Reinigung der kompletten Höhlenausrüstung unsere Höhlenforscher Jutta und Stefan. Herzlichen Dank dafür.

Neue Herausforderungen auf dem Rückweg

Der Rückweg barg besonders an den Engstellen neue Herausforderungen. Kräftezehrend waren neben den Krabbel- und Schlufstellen noch gefährliche Hebestellen mit tiefen Schluchten sowie eine kraftraubende Kamin-Kletterstelle. Ohne weitere Pause erreichten wir zügig die beeindruckende Eingangshalle, wo uns vor der Eingangsöffnung noch hübsch glitzerndes Gestein erwartete.

Nach der letzten Hürde des schmalen Zugangs erwartete uns strahlender Sonnenschein und frische Luft, worüber wir alle glücklich waren.

Nach dem Gruppenbild gaben wir unsere äußerst mitgenommenen Leihoveralls sowie die teils komplett leeren Stirnlampen und die Helme an Jutta und Stefan zurück und ließen uns erschöpft auf unseren mitgebrachten Picknickdecken nieder.

Ein tolles Team-Erlebnis

Durch die gegenseitige Unterstützung an verschiedensten herausfordernden Stellen waren wir in kurzer Zeit zu einem richtig tollen Team zusammengewachsen und ließen den Tag bei einem gemeinsamen Picknick ausklingen.

Wir danken hier ganz herzlich Stefan, Jutta und Niklas, dass wir diesen außergewöhnlichen Tag erleben durften. Daran werden wir uns noch lange erinnern, nicht nur der blauen Flecken und des langanhaltenden Muskelkaters wegen.

Für noch unerfahrene Höhlenkletterer wie uns war die Begehung eine außergewöhnliche Erfahrung.

Zusammengefasst war die vierstündige Tour Adrenalin pur.

Text: DAV München
Fotos: Stefan Uhl