Am langen Wochenende über Himmelfahrt sollte es für unsere Jugendgruppe Chalk Junkies eigentlich in die Tannheimer Berge zum Alpinklettern gehen. Bereits im März haben wir damit begonnen, wöchentlich die Grundlagen dafür aufzufrischen. Immer dienstagabends übten wir zusammen das Abseilen, den Standplatzbau, behelfsmäßige Bergrettung sowie Erste Hilfe. Zum Teil fuhren wir an Wochenenden für das Training auch in die Fränkischen Schweiz.

Neuschnee bis in den Mai

Doch leider machte uns das anhaltend kalte Wetter und vor allem Neuschnee bis in tiefe Lagen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Also wurde der Alternativplan aus der Schublade geholt: in die Pfalz könnte man gehen, denn die Kletterei dort erfordert durchaus versierte Alpinkletter*innen.

Nur gestaltete es sich erwartungsgemäß als unmöglich, für eine 15-köpfige Gruppe über ein langes Wochenende noch kurzfristig eine Unterkunft zu finden. Also wurden kurzerhand Plan A und B verworfen und Plan C geschmiedet, denn klettern wollten wir auf alle Fälle!

Plan C ging dann endlich auf

Zum Glück konnten wir ein abseits gelegenes Grundstück von Tims Vater, der auf der schwäbischen Alb lebt, kurzerhand zum Campingplatz umfunktionieren. Zwischen Holzstapeln, Traktor und Scheune bezogen wir unser Lager und mussten dabei ohne fließend Wasser und ohne jeden weiteren Komfort auskommen. Das bedeutete auch Hütte mit Halbpension gegen vollständige Selbsversorgung einzutauschen.

Doch auch dafür waren wir bestens vorbereitet. Bereits letztes Jahr haben wir ein kleines Seminar zum Thema „How to shit in the woods“ (dt. „Wie man sein Geschäft in der Wildnis verrichtet“) organisiert. Teil davon war auch der Bau einer naturverträglichen Gemeinschaftstoilette. Umgehend bildete sich eine Gruppe von 5 Leuten, die eine richtig komfortable Komposttoilette aushoben und sie liebevoll „den halben Meter“ tauften.

Schwäbische Alb anstatt Tannheimer Berge

Das eigentliche Ziel unserer Ausfahrt war jedoch, das Klettern in alpinem Fels und das dafür benötigte Handwerkszeug zu üben. Zwar sind die Felsen und Wände auf der schwäbischen Alb nicht ansatzweise so hoch wie in den Alpen, aber Absicherung, Linienführung sowie der ein oder andere brüchige Ausstieg können als durchaus alpin beschrieben werden. Natürlich durften auch Risse und die dazu benötigte Klettertechnik nicht fehlen.

Das erfuhren dann auch alle Teilnehmenden gleich am ersten Tag am eigenen Leib, als wir am Bindstein im Eselsburger Tal in glatten Kalkrissen alles gaben, was der Körper hergab und allerhand mobile Sicherungsmittel (bis zum 6er Camalot) legten. Weitere Felsen waren der Hockenlochfels, der Geschlitzte Fels und Rossfels auf der Uracher Alb sowie der Breitfels im Blautal, wo wir immer wieder Abseilen konnten, sowie Mehrseillängenluft am Standplatz schnupperten.

Alpines Gelände unweit der Heimat

Am Ende mussten wir zwar auf eine Ausfahrt in die Alpen verzichten, waren aber im alpinen Fels der schwäbischen Alb nicht weniger gefordert. Letztendlich wurden wir auch mit einer Menge Spaß beim Bewältigen der Schwierigkeiten, die eine so spontane Planänderung mit sich bringt, belohnt und hatten ein erlebnisreiches Wochenende.

Übrigens: Die Chalk Junkies treffen sich jeden Dienstag um 18 Uhr zum Klettern oder Bouldern – einfach mal vorbeischauen! Dabei wird künftig auch immer wieder Standplatzbau, Abseilen usw. geübt, damit der nächsten “echten” Alpinausfahrt zumindest dahingehend nichts im Wege steht!

Text und Fotos: Tim Goller