DAV Erlangen | Wettkampfklettern | Nachwuchstraining 2023 | DAV Boulderzentrum | Foto: Bodo Jäger

So frech wie nie: Die Nachwuchs-Wettkampftruppe des DAV Erlangen 2023. Foto: B. Jäger

Milena Krämer und Andi Beck berichten über unser Leistungsklettertraining für Kids

Im DAV Erlangen und im Umkreis haben wir die besondere Situation, dass es viele junge Kinder gibt, die bereits schwer klettern oder bouldern, durch besonders gute Technik auffallen oder schon erste Wettkampferfahrung haben. Das Nachwuchstraining ist genau für diese starken, hochmotivierten Kletterkids eine Anlaufstelle. Über dieses Auswahltraining, das sich an Kinder zwischen 8 und 12 Jahren richtet, berichten wir an dieser Stelle.

Im Nachwuchstraining versuchen wir, ein meist spielerisches und kindgerechtes Leistungstraining umzusetzen. Damit bereiten wir die Kinder auf Wettkämpfe, vor allem auf bayerischer Ebene, vor. Wir trainieren mit viel Spaß und erweitern das intuitive Klettern der Kinder durch einen breiten Bewegungs- und Erfahrungsschatz – und wenn wir dann noch viel Lachen, machen wir vieles richtig!

Alles nicht zu ernst nehmen, um als Team Spaß zu haben

Häufig geht es auch darum, Erwartungen herunterzuschrauben, Motivation zu lenken und den Druck im Wettkampf herauszunehmen – das Ganze nicht so ernst zu nehmen, sondern als eine coole Gemeinschaftsaktion zu erleben. Wichtig ist uns, in einer Individualsportart wie dem Klettern trotzdem Teamgeist zu vermitteln.

DAV Erlangen | Wettkampfklettern | Nachwuchstraining 2023 | DAV Boulderzentrum | Foto: A. Link

Wahrscheinlich haben alle Erlanger Kletter*innen schon mal unsere Kids in der Kletterhalle gehört, wenn sie sich gegenseitig die Routen raufschreien. Genau darum gehtʼs! Wir kommen als Team und unterstützen uns im Wettkampf gegenseitig. Dafür sind wir in ganz Bayern bekannt, denn als Team sind wir laut!

DAV Erlangen | Wettkampfklettern | Nachwuchstraining 2023 | DAV Boulderzentrum | Foto: A. Link
DAV Erlangen | Wettkampfklettern | Nachwuchstraining 2023 | DAV Boulderzentrum | Foto: A. Link

Spielerisches, kindgerechtes Training

Der Schwerpunkt unseres Trainingsalltags liegt im Aufbau eines großen Bewegungsrepertoires. Wir versuchen durch spielerische und koordinativ fordernde Aufgaben bestimmte Bewegungen und saubere Technik zu vermitteln, häufig „ohne dass die Kids es merken“, sodass sie fast nebenbei viel Trainings- und Wettkampferfahrung sammeln. Ein weiterer Fokus liegt darauf, die Kids am Seil, v. a. im Vorstieg, fit zu machen.

Hier gehört auch strenges Sicherungs- und Sturztraining mit zu unseren Aufgaben. Der Abschluss eines jeden Trainings ist ein kindgerechtes Kräftigungs- und Beweglichkeitstraining.

Aktive Beweglichkeit wird bei den Wettkampfrouten sowohl im Bouldern als auch im Lead immer wichtiger. Besondere Herausforderungen sind für uns Trainer*innen die hohen Anforderungen an die Kids im Wettkampf, auf die wir sie vorbereiten müssen. Lesen und verstehen von komplexen Bewegungen, Technik, Taktik, Atmung, Klettern vor Zuschauer*innen und andere mentale Faktoren sind Dinge, die wir zwar ins Training einbauen, die jedoch viel Kopf und ein gewisses Alter erfordern.

Jeder Trainingstag ist anders, nicht immer ist alles planbar

Herausfordernd ist für uns auch der Spagat zwischen kindgerechtem und trotzdem leistungsorientiertem Training. Da sich nicht jede Technik in ein Spiel packen lässt und nach einem langen Schultag die Konzentration oft schnell nachlässt, müssen wir die Trainingsinhalte gut priorisieren und uns besonders in anstrengenden Phasen wie der Schulaufgabenzeit mit dem Training anpassen. Da ist eben das Sturztraining oder das Klettern am Limit eine Überforderung. Wir planen alles sehr genau, aber häufig müssen wir während des Trainings umschwenken, sei es aufgrund der Konzentration der Athlet*innen, der Hallensituation oder des Wetters. Jeder Trainingstag ist also anders, was das Training besonders spannend macht.

Der Hauptunterschied zur älteren Wettkampfgruppe ist das spielerische Lernen … und der große Bewegungsdrang der Kids während des Trainings, den es in sinnvolle Bahnen zu lenken gilt. Außerdem unterscheidet sich das Training in der Komplexität der Kletterbewegungen. Jüngeren Kindern fällt es meist noch schwer, sich vom Boden aus die Zielbewegungen an der Wand vorzustellen bzw. während des Kletterns zu reflektieren und neue machbarere Lösungen zu finden.

DAV Erlangen | Wettkampfklettern | Nike Jäger | Speedcup Erlangen 2023 | Foto: S. Riedl

Die “Kleinen” ganz groß!

Auf der anderen Seite sind das Ungestüme, die Unbedarftheit und das Intuitive bei den Kids auch häufig von Vorteil beim Klettern – und natürlich ihre riesige Motivation und Begeisterung. Lustig ist es immer wieder, wenn wir mit den Kids in Kletterhallen aufschlagen und sie völlig unbedarft die Langzeitprojekte von Erwachsenen klettern. Das Gespräch fängt meistens so an: „Entschuldigung, darf ich mal in Ihre Route?“ „Natürlich, aber die Kinderrouten sind dort drüben.“ …

Wir Trainer*innen genießen die lange Geschichte, die wir mit unserer Gruppe teilen. Oft erleben wir viel Freud und ein bisschen Leid über viele Jahre, sehen die Fortschritte und Entwicklungen im Klettern und in den Persönlichkeiten der Kinder. Und mit mega motivierten Kindern zu arbeiten, ist „einfach geil“!

Das Training zahlt sich aus

Der Erfolg der Erlanger Kletter-Kids gibt Andi, Milena und auch den anderen Trainer*innen auf jeden Fall Recht. Ausführliche Berichte zu den Wettkämpfen gibt immer aktuell auf unserer Website unter Wettkampfgeschichten.