Im Herbst nochmal so richtig Sonne tanken und dabei das Bergpanorama um den Comer See genießen. Das hatten wir vor, als wir am Freitagmorgen vor dem verlängerten Wochenende des 3. Oktober 2023 Richtung Italien losfuhren. Wir, das war eine Gruppe Erlanger DAVler*innen um Fachübungsleiter David Münch, die diesen Herbst-Kurs im Mehrseillängenklettern gebucht hatten.

DAV Erlangen | Kurse | Ausbildung | Mehrseillängen 2023 | Comer See | Foto: David Münch

Ankunft nach 41 Kehren

Auf der Hinfahrt nahmen wir die Route über den Splügenpass, wo nach 41 Kehren und 650 Höhenmetern alle mehr als glücklich waren, am türkis schillernden See aus dem DAV-Bus zu steigen. Nach dem Check-In im Appartement ging es direkt wieder los. Felsgewöhnung beim Sportklettern stand am Anreisetag auf dem Programm.

Dafür ging es für die Gruppe an die ‚Discoteca‘, direkt am Ortseingang von Lecco mit Blick auf den Comer See gelegen und mit gut abgesiche

rten Routen von 5a bis 7c. Hier waren wir also gut beschäftigt, unsere Halbseiltechnik aufzufrischen und uns mit dem Kalk der Region vertraut zu machen. Trotz extrem warmer Temperaturen merkten wir so erst mit dem Untergehen der Sonne, dass sich der Klettertag dem Ende neigte.

Zum Abendessen besuchten wir eines der vielen gemütlichen italienischen Restaurants in Lecco, wo wir mit gutem Wein und klassischer Polenta, Risotto und anderen Mittelmeerspezialitäten den ersten Kurstag ausklingen ließen.

Samstag: Jetzt geht es richtig los!

Am Samstag war es dann endlich so weit: Die erste Mehrseillängentour stand an. Dafür wanderten wir auf einem etwas zugewachsenen Zustiegspfad steil bergauf Richtung ‚Zucco dell’Angelone‘, wo wir am Einstieg der Routen am ‚Terzo Sperone‘ noch einmal ausgiebig Standplatzbau und Sicherungsmethoden wiederholten. In parallelen Routen kletterten wir die wasserzerfressenen Platten hinauf und trafen uns oben am Ausstieg zur späten Mittagspause. Nachdem alle über die Abseilpiste zurück zum Wandfuß gelangt waren, machten wir uns auf den Weg zurück zur Unterkunft, um nach einem erfrischenden Sprung ins kühle Nass beim Pizzaessen Pläne für den kommenden Klettertag zu schmieden.

Sonntag: Der Höhepunkt

Der Sonntag sollte der klettertechnische Höhepunkt werden. Auf die Antimedale wollten wir klettern. Dafür ging es schon früh los. Sechs Seillängen bis zu 50 Metern Länge lagen vor uns. In drei Seilschaften kletterten wir also los, die ‚Via Chiappa‘ und die ‚l’altra Chiappa‘ verliefen komplett parallel, so dass wir uns hier wunderbar an den Standplätzen austauschen konnten und jederzeit in die leichtere Seillänge der Nachbartour wechseln konnten (was sich das ein oder andere Mal als angenehm erwies).

Trotz der Ausweichmöglichkeiten waren die von uns ausgesuchten Touren klettertechnisch recht anspruchsvoll und so kamen wir am Ende des Tages erst mit dem Eintritt der Dunkelheit wieder am Wandfuß an. Im Schein der Stirnlampen gingen wir zurück zum Bus, wo eine wirklich süße

DAV Erlangen | Kurse | Ausbildung | Mehrseillängen 2023 | Comer See | Foto: David Münch

Überraschung auf uns wartete: Maurizio hatte uns eine Nachricht an der Windschutzscheibe hinterlassen, um uns in seinen Bergen willkommen zu heißen. Die Gastfreundschaft unserer italienischen Kletterkollegen ist wirklich herzerwärmend! Mit einem Lächeln auf dem Gesicht fuhren wir zurück zur Unterkunft, wo wir den langen, erlebnisreichen Tag beim Abendessen nochmal Revue passieren ließen.

Montag: Ermüdungserscheinungen

Am Montag, dem vierten Klettertag in Folge, fühlten wir schon erste Anzeichen von Ermüdung und entschieden uns, noch einmal zum ‚Zucco dell’Angelone’ zu fahren und dort in vier Seillängen auf die ‚Bastionata‘ zu klettern. Trotz müder Muskeln gingen uns inzwischen die Technik und das Klettern in den langen Routen zügiger von der Hand: Bereits gegen Mittag seilten wir gemeinsam vom Top der Routen ab und ließen den Tag mit Eis und einem Spaziergang am See ausklingen.

Dienstag: Das Kletterfieber lässt nicht nach

Den letzten Tag der Kletterfahrt wollten wir natürlich nutzen, um noch ein paar Klettermeter zu machen. Dafür zog es uns zu den Sportkletterwegen am ‚Sponda orientale del Lago‘ im Klettergarten ‚Pungitopo‘. Nachdem wir hier unsere letzten Energiereserven verklettert hatten, ging es dann müde und zufrieden zurück Richtung Erlangen. Nach langer Busfahrt, während der natürlich Pläne für die nächste Kletterfahrt an den Comer See geschmiedet wurden, verabschiedeten wir uns gegen 23 Uhr von allen Mitfahrer*innen.

Schön war´s! Bis zum nächsten Mal!

Text: Nadine Goldenstein
Fotos: David Münch